Hören, Verstehen und auf was?
oder – wie es sich anfühlt, wenn der Kopf einfach dienlich ist, ohne zu herrschen; ohne Bedeutung, ohne Sinn und Zweck, scheinbar verrückt; und doch genial und zum Schmunzeln wird einfach das gesagt, was gesagt werden will, und getan, was getan werden wil: –
Die Sonne scheint ins Fenster auf den Tisch. Es sitzt sich gut in der warmen Sonne am Tisch. Draußen weht ein kalter Wind bei etwa 15 Grad plus. Ich schau den Händen zu, wie sie feinsäuberlich einen Saum nähen. Als plötzlich wie von ganz allein, alles liegengelassen und aufgestanden wird. Das Köpfchen ist verwirrt, denn es versteht nicht, was das soll.
Und hier ist so etwas wie mit dem Köpfchen reden: „ Okay, es muss nicht verstanden werden, was von allein geschieht.“ Jetzt ist hier große Wachsamkeit und ein überraschtes Staunen, denn ich nehme die Postkarte, die vorhin geschrieben wurde und ziehe mich warm an. Ich stecke eine kleine Flasche Wasser und den Schlüssel in die Manteltasche und gehe die Treppen runter.
Wieder fragt der Kopf, ob alles okay ist, doch auch, ob ich nichts vergessen habe. Hm, es ist alles in Ordnung. Der nächste Briefkasten ist rechts ganz in der Nähe. Doch, in mir sagt es kaum merklich leise: „nein, gehe nach links“. Das Köpfchen staunt und versteht wieder nichts, denn es würde gern wissen warum.
Hm, und es gibt auf wissen und verstehen zu wollen warum. Denn hier wird grad auf das gehört, was so leise und doch so eindringlich vernommen ist. Nach ein paar Schritten klingelt das Handy. Ich freue mich, dass Hans- Jürgen dran ist. Er fragt, wo ich bin. „ Ich stehe grad an einem Gartenzaum und schau mir die herrliche Vielfalt der Frühlingsblumen an,“ und hör mir erstaunt zu, wie ich sage: „ und laufe in Richtung Stadt.“ Hans- Jürgen freut sich sehr: „Oh ja, ich komme dir entgegen.“ sagt er und legt auf.
Während des Gehens fällt mir schmunzelt ein, dass ich kein Geld eingesteckt habe und somit auch nicht in den Bus einsteigen kann. Nach kurzer Zeit klingelt das Handy wieder, und Hans- Jürgen meldet sich: „ Mann! Ich habe mich geirrt. Der Bus hier in Nellingen, fährt erst in 10 Minuten.“ Und wie mir erst später klar wird, verstehen ich das Wort Nellingen gar nicht, es geht irgendwie unter, und sage lachend: „ macht nichts, ich gehe dir einfach weiter entgegen“ und wir legen beide auf.
Als ich schon fast am Bahnhof in der Stadt bin, fällt mir auf, dass weit und breit nichts von Hans- Jürgen zu sehen ist und rufe ihn an. „Hey, wo bist du?“ „ Na,“ sagt Hans-Jürgen, „ ich sitze jetzt im Bus Richtung (Esslinger) Bahnhof.“ Mann, nun fällt mir das Missverständnis auf: Er war gar nicht am Bahnhof in Esslingen, sondern noch in Nellingen, als er mich zum ersten Mal anrief. Und ich höre mich sagen: „macht nichts. Ich komme dir weiter entgegen und warte an der Bushaltestelle vom 101zer.“
Meine Schritte werden jetzt schneller, ohne vom Kopf her zu wissen warum. Und wieder ist da einfach nur Staunen und eine Akzeptanz dessen.
Als ich am Bahnhof ankomme und zur Haltestelle des Busses gehe, hält gerade der 101zer an und fährt nicht sofort weiter, sondern wartet erstaunlicherweise. Dann sehe ich den Bus kommen, aus dem Hans- Jürgen auch aussteigt und er kann mit mir sofort in den 101zer Bus einsteigt. Er zahlt die Fahrkarte für mich. Lachend und staunend über das, wie im Fluss verlaufende, Geschehen sitzen wir Hand in Hand im Bus und fahren zusammen Heim.